8 (2019) – „Folk-Horror aus Südafrika“ | Filmkritik | Fluxkompensator (2024)

Mit 8 liefert der unbekannte Südafrikaner Harold Hölscher sein Spielfilmdebüt ab. Dass er Talent hat, bewies er schon bei diversen Musikvideos, Werbespots und kleineren Fernsehserien. Das erste Ausrufezeichen setzte Hölscher 2002 mit seinem Kurzfilm IN PROGRESS, der auch mehrfach ausgezeichnet wurde. 2017 wurde Hölscher auf dem „Silwerskermfees“, einem der bedeutendsten Filmfestivals in Südafrika, als bester Regisseur für seinen Kurzfilm LANGSAAN ausgezeichnet. Nun also hat sich Hölscher an seinen ersten Spielfilm gewagt, der afrikanische Folklore und Mythologie mit westlichen Gruselgeschichten vermengt. 8 ist eine Geschichte der Sühne in vielen Formen, aber er erzählt auch von Leben und Tod, welche als zentrale Mittelpunkte des Films fungieren.

„Das Leben ist Tod und der Tod ist Leben.“

Diese Prämisse durchzieht den Film wie ein roter Faden, veranschaulicht durch die Zahl 8, die uns überall begegnet. Das Leben als ewiger Kreislauf, ebenso wie der Tod als Bestandteil davon. Wenn man die Zahl Acht um 90 Grad dreht, hat man das Symbol für die Unendlichkeit.

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Inhalt

1977, irgendwo in Südafrika: Buchhalter William (Garth Breytenbach) ist bankrott und zieht zusammen mit seiner Patchwork-Familie in die alte Farm seines verstorbenen Vaters, um dort einen Neustart zu wagen. Kaum vor Ort trifft Mary (Keita Luna) auf Lazarus (Tshamano Sebe), der lange Zeit für Williams Vater auf der Farm gearbeitet hat. Mary und Lazarus verstehen sich auf Anhieb und auch William ist erfreut über die zusätzliche Hilfe, die Lazarus ihnen bei der Instandsetzung der Farm anbietet. Doch dem geheimnisvollen Fremden umgibt ein dunkles Geheimnis. Nur Sarah (Inge Beckmann), Williams Frau, spürt der Präsenz des Bösen.

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A South African Horror Story

Bei der Sichtung von 8 ist mir immer wieder Richard Stanleys DUST DEVIL (1992) in den Sinn gekommen, in dessen großen Fußspuren Hölschers Film wandelt. 8 ist von einer alle umfassenden Dunkelheit durchzogen. In einigen Szenen kann man, im wahrsten Sinne des Wortes, kaum die Hand vor Augen erkennen. Selbst trotz dieser sinistren Momente will einfach keine echte Stimmung beim Betrachter aufkommen, obwohl Regisseur Hölscher mit seinem Kameramann David Pienaar zweifellos wirklich beeindruckende Momente mit der Kamera einfangen hat. Dazwischen gibt es immer wieder außergewöhnliche Landschaftsaufnahmen, die die Weite, aber auch die Leere dieses wunderbaren Kontinents aufzeigen.

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Nach einem gelungenen Start verliert sich die Story in der Etablierung seiner Protagonisten und ihrer Probleme. Die Familie der Verzweifelten, in der jedes Mitglied seinen ganz eigenen Dämonen frönt: Sarah ist unfruchtbar, die kleine Mary trauert ihren verstorbenen Eltern nach und William, der finanzielle Probleme hat, sowie dessen Vater, der vor Kurzem verstarb. Trotz dieser spannenden Konstellation erfahren wir nichts weiter über die handelnden Personen, weder etwas über ihre Motivation genau dort einzuziehen noch weitere Details aus ihrer Vergangenheit.

In der Zusammenfassung auf der Rückseite der Blu-ray heißt es zwar, dass die Familie aufgrund des Bankrotts von William gezwungen ist, auf die Farm zu ziehen, doch die Insolvenz wird in keinem Moment thematisiert. Möglicherweise ist dieser Punkt beim Endschnitt der Schere zum Opfer gefallen.

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Darsteller

Der Cast von Hölschers Film ist mit relativ unbekannten Gesichtern besetzt. Allen voran die junge Keita Luna. Für sie ist 8 der erste Auftritt als Schauspieler, den sie erstaunlich routiniert spielt. Dagegen durfte Inge Beckmann schon in namhaften Produktionen mitwirken wie DER DUNKLE TURM (THE DARK TOWER, 2017) oder ESCAPE ROOM (2019), wenn auch nur in kleinen Rollen. Der Südafrikaner Tshamano Sebe ist der Bekannteste unter den hier vertretenen Schauspielern sein. Er konnte schon in einigen Folgen der bekannten TV-Serie EMERGENCY ROOM: DIE NOTAUFNAHME (ER, 1994-2009) sein Können unter Beweis stellen oder in dem Thriller ENDGAME (2009). Auch vor deutschen Produktionen schreckte er nicht zurück, wie z.B. BUSCHPILOTEN KÜSST MAN NICHT (2011). Dann wären da noch Garth Breytenbach der in der Serie (TROIA: UNTERGANG EINER STADT (TROY: FALL OF A CITY, 2018) einige Folgen hatte, Inge Beckmann war auch dort in der Besetzung vertreten. Eine kleine Rolle bekam er in dem eher durchschnittlichen STARSHIP TROOPERS 3: MARAUDER aus dem Jahr 2008.

Fazit

8 (2019) – „Folk-Horror aus Südafrika“ | Filmkritik | Fluxkompensator (5)8 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Nach einem furiosen Beginn verfällt die Story in einen Dämmerschlaf, der bis zum Ende anhält. Die ungewöhnliche Erzählform wird nicht jedem Betrachter zusagen, ebenso wie der sehr gemächliche und ruhige Ablauf des Films. Die Einblicke in die afrikanische Mythologie bleiben nur oberflächlich. Trotz starker Bilder und einer zeitweise bedrückenden Atmosphäre bleibt der Film weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und begnügt sich am Ende mit den bekannten Horror-Mustern der letzten Jahre. Letztendlich ist 8 aber einen Blick Wert, gerade wegen der ungewohnten Thematik und der schönen Landschaft, in der er spielt.

© Stefan F.

Titel, Cast und Crew8 (2019)
Poster8 (2019) – „Folk-Horror aus Südafrika“ | Filmkritik | Fluxkompensator (6)
Releaseab dem 27.02.2020 auf Blu-ray und DVD

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RegisseurHarold Hölscher
Trailer
BesetzungInge Beckmann (Sarah)
Tshamano Sebe (Lazarus)
Keita Luna (Mary)
Garth Breytenbach (William)
Chris April (Obara)
DrehbuchHarold Hölscher
KameraDavid Pienaar
FilmmusikElben Schutte
SchnittJaques Le Roux
Filmlänge99 Minuten
FSKab 16 Jahren

Stefan_F

Ohne Kaffee geht hier gar nix / Liebt den Phantastischen Film in Wort und Bild / Vor allem alles was vor 2000 entstanden ist / Lieber ein neues Regal mit Filmen als einen Schrank mit Klamotten

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